Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie
Am 8. September hat die Enquete-Kommission des Bundestages zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie ihre Arbeit aufgenommen. Dieses besondere Gremium soll die Erfahrungen aus den Jahren 2020 bis 2023 aufarbeiten und bis Juni 2027 einen Abschlussbericht vorlegen. Darin soll nicht nur eine Analyse erfolgen, sondern auch konkrete Handlungsempfehlungen für den Umgang mit zukünftigen Pandemien enthalten sein.
Enquete-Kommissionen sind besondere Instrumente des Parlaments. Sie werden eingerichtet, wenn Themen so komplex und weitreichend sind, dass sie nicht allein durch Gesetzesinitiativen oder Ausschüsse bearbeitet werden können. Der Auftrag einer Enquete-Kommission ist es, Sachverhalte umfassend zu analysieren, wissenschaftlich zu durchdringen und Handlungsempfehlungen zu entwickeln.
In der Corona-Enquete stehen unter anderem diese Fragen im Mittelpunkt:
- Welche Maßnahmen waren notwendig und verhältnismäßig?
- Welche Einschränkungen waren juristisch tragfähig?
- Welche Folgen hatten Lockdowns, Schulschließungen und Kontaktverbote auf Gesundheit, Bildung und Gesellschaft?
- Welche Strukturen haben funktioniert, welche nicht?
Die Kommission besteht aus 28 Mitgliedern – je zur Hälfte Abgeordnete und externe Sachverständige. Auf den ersten Blick wirkt die Zusammensetzung interdisziplinär: Jurist:innen, Virolog:innen, Mediziner:innen und Sozialwissenschaftler:innen sind vertreten. Doch bei genauerer Betrachtung fällt eine Leerstelle auf: Die Pflege ist nicht vertreten.

Gerade das sorgt für Kritik, denn Pflegefachpersonen standen während der Pandemie in der ersten Reihe. Es war genau diese Berufsgruppe, die in allen Phasen der Pandemie unersetzbar war. Sie waren es, die die Maßnahmen der Politik praktisch umsetzten – von Hygieneregeln über Teststrategien bis hin zu Impfkampagnen. Sie begleiteten Patient:innen in Pflegeheimen während Besuchsverboten, arbeiteten unter enormem Druck auf Intensivstationen und mussten im Alltag ständig zwischen neuen Vorgaben, Angehörigen und medizinischen Teams koordinieren.
Die Nicht-Berücksichtigung der Pflege bedeutet nicht nur einen blinden Fleck in der Analyse, sondern auch eine vertane Chance für die Krisenvorsorge. Denn Empfehlungen, die nicht auf den Erfahrungen der größten Berufsgruppe im Gesundheitswesen basieren, laufen Gefahr, an der Realität vorbeizugehen.
Verbände wie der Deutsche Pflegerat und der DBfK warnen deshalb: Ohne die Stimme der Pflege lässt sich die Krisenfestigkeit unseres Gesundheitssystems nicht stärken.
Einen kleinen Überblick zu Pflegerelevanten Themen während der ist hier zu finden:

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Welttag der Patientensicherheit: Fokus auf Kinder
Nur wenige Tage später, am 17. September, rückte ein anderes Thema in den Vordergrund: der Welttag der Patientensicherheit. Das Motto lautete in diesem Jahr: „Patientensicherheit von Kind an – eine Investition fürs Leben.“
Der Schwerpunkt liegt auf der Versorgung von Neugeborenen und Kindern. Diese Patient:innengruppe gilt als besonders verletzlich, weil sie in ihrer Entwicklung von Erwachsenen abhängig ist und gesundheitliche Veränderungen oft nicht selbst mitteilen kann. Unsichere Versorgung in dieser frühen Lebensphase kann daher weitreichende Folgen für das ganze Leben haben.
Internationale Organisationen wie die WHO und der ICN betonen, dass Pflegefachpersonen hier eine zentrale Rolle spielen. Sie sind es, die am nächsten an den Kindern arbeiten, Veränderungen frühzeitig bemerken, Medikationsfehler verhindern und Familien durch komplexe Versorgungssituationen begleiten.
„Ohne beruflich Pflegende gibt es keine gesicherte und bedarfsgerechte pflegerische Versorgung.“ - Christine Vogler
Doch auch hier gilt: Patientensicherheit ist kein Selbstläufer. Studien zeigen, dass Überlastung und Personalmangel direkt mit einer höheren Zahl an Fehlern und Infektionen verbunden sind. Ohne ausreichend Personal, sichere Arbeitsbedingungen und klare Verantwortlichkeiten bleibt das Bekenntnis zur Patientensicherheit leere Rhetorik.

Der Deutsche Pflegerat hat deshalb unterstrichen, dass echte Sicherheit für Patient:innen nur dann möglich ist, wenn drei Bedingungen erfüllt sind: genug Pflegefachpersonen, hohe Qualifikation und verbindliche Befugnisse.
Veranstaltungen
Am 10. Oktober 2025 findet das 22. Osnabrücker Gesundheitsforum statt
„Nachhaltigkeit in der Pflege – Zwischen Umweltbewusstsein und Versorgungssicherheit“.
Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Pflegeeinrichtungen und Kliniken den Herausforderungen des Klimawandels begegnen können. Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis präsentieren aktuelle Forschungsergebnisse und diskutieren innovative Lösungen für eine klimaresiliente, zukunftsfähige Pflege.
👉 Eine spannende Gelegenheit, sich über nachhaltige Strategien im Gesundheitswesen auszutauschen und neue Impulse für die eigene Praxis mitzunehmen.
Diskussion