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#1 | 06.04.2023

Zusammengefasst von

Studien-Charakteristika

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Autor:innen: Rose, L., Cook, A., Onwumere, J. et al.
Jahr: August 2022
Land: Vereinigtes Königreich (UK)
Design: Multizentrische prospektive Beobachtungsstudie
DOI: https://doi.org/10.1007/s00134-022-06824-9

Was war das Ziel der Studie?

Ziel war es, den Grad der Belastung, der Depression, der Angst und des Stresses bei Familienmitgliedern von Intensivpatient:innen zu ermitteln, die virtuelle Besuche erleben.

Was wurde untersucht?

Erhebung des Schweregrads von Belastung, Depression, Angst und Stress bei Familienmitgliedern von Intensivpatient:innen in Bezug auf rein virtuelle Besuche. Erwachsene Familienmitglieder ( n=2.166 ) von Intensivpatient:innen wurden in 37 britischen Krankenhäusernunter Verwendung einer virtuellen Besuchslösung (aTouchAway) wiederholt mittels des Distress Thermometer (Wertebereich 0–10) und der Depression, Anxiety and Stress Scale (DASS)-21 digital befragt.

Was wurde herausgefunden?

Der Durchschnittswert des Distress-Thermometers vor dem virtuellen Besuch lag bei 7, wobei 62 % der Familienmitglieder von schwerem Distress berichteten. Bei etwas mehr als einem Drittel der befragten Familienmitglieder (35%) war der Durchschnittswert des Distress-Thermometers nach dem virtuellen Besuch um 1,6 Punkte niedriger als vor dem Besuch (p<0,001).
Von den Teilnehmenden, die mehrere Besuche absolvierten, berichteten 22 % weiterhin über schwere Belastungen, schwere bis extrem schwere Depressionen wurden von 14 %, Angstzustände von 18 % und Stress von 9 % angegeben. Das Ausmaß der Belastung und die Prävalenz der schweren Belastung nahmen ab, nachdem ein oder mehrere virtuelle Besuche durchgeführt worden waren.

Wie verlässlich sind die Ergebnisse?

Limitierenden Einfluss können die Ferndatenerfassung der Daten sein. Somit entfällt eine Korrelation des erfassten Leidensdrucks, der emotionalen Reaktionen der Teilnehmenden und des aktuellen (Echtzeit) Zustand ihres Angehörigen oder anderen charakteristischen Informationen. Aufgrund des Designs einer Beobachtungsstudie konnten auch keine Aussagen darüber gemacht werden, warum nach dem ersten virtuellen Besuch eine Verringerung des Leidensdrucks beobachtet werden konnte. Allerdings lässt die hohe Anzahl von rekrutierten Angehörigen in einem multizentrischen Design eine Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse zu.

Wie lassen sich diese Ergebnisse für die Praxis nutzen?

  • Digitale Kommunikationsmöglichkeiten bieten eine Möglichkeit des Kommunikationserhalts bei Besuchsrestrektionen oder wenn Angehörige aus anderen Gründen nicht persönlich vor Ort sein können.
  • Idealerweise werden digitale Besuche, wie auch die Besuche vor Ort, vom Team begleitet, um Angst und Sorge bei Angehörigen zu mildern, Situationen zu erklären und Fragen beantworten zu können.
  • Der „reale Besuch“ sollte nach Möglichkeit der Goldstandard bleiben.