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#100 | 25.09.2025

Worum geht's?

Die Studie untersucht Altersdiskriminierung (Ageism) im Gesundheitswesen, insbesondere unter Pflegefachpersonen und anderen Gesundheitsberufen. Ziel ist es, das Ausmaß altersdiskriminierender Einstellungen gegenüber älteren Patient:innen zu erfassen und damit verbundene Faktoren zu identifizieren. Ageism kann zu einer schlechteren medizinischen Versorgung älterer Menschen führen und beeinträchtigt deren Lebensqualität. 

Was war das Ziel der Studie?

Ziel der systematischen Übersichtsarbeit war es, das Ausmaß von Ageism unter Gesundheitsfachpersonen zu analysieren und Faktoren zu identifizieren, die mit diskriminierenden Einstellungen gegenüber älteren Patient:innen zusammenhängen. Besonderes Augenmerk lag auf soziodemografischen, persönlichen und arbeitsbezogenen Einflussfaktoren. 

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Ageism, oder Altersdiskriminierung, bezeichnet Vorurteile, Stereotype und Benachteiligungen, die Menschen allein aufgrund ihres chronologischen Alters erfahren. Anders als neutrale Altersdifferenzierungen, etwa bei rechtlichen Schutzregelungen, beruht Ageism meist auf negativen Zuschreibungen, etwa dass ältere Menschen weniger leistungsfähig, lernunfähig oder hilfsbedürftig seien. Diese Haltung kann sowohl bewusst als auch unbewusst wirken und zeigt sich in alltäglichen Interaktionen ebenso wie in strukturellen Rahmenbedingungen. Für ältere Menschen hat Ageism weitreichende Folgen. In der Gesellschaft führt er häufig zu sozialer Ausgrenzung und dem Gefühl, weniger wertgeschätzt oder gar überflüssig zu sein. Altersdiskriminierende Einstellungen können bewirken, dass ältere Menschen ihre eigenen Handlungsspielräume unterschätzen und sich stärker zurückziehen, was Einsamkeit und psychische Belastungen wie Depressionen begünstigt. Zudem erschwert Ageism eine differenzierte Wahrnehmung: Statt die Vielfalt und Individualität des Alters anzuerkennen, werden ältere Personen oft auf Defizite reduziert. Im Gesundheitssystem zeigt sich Ageism besonders problematisch. Ärzt:innen, Pflegefachpersonen oder Therapeut:innen können ältere Patient:innen unbewusst weniger ernst nehmen, Symptome als „altersgerecht“ abtun oder Therapien und Diagnostik nicht in vollem Umfang anbieten. Dadurch besteht die Gefahr einer Unterversorgung: Krankheiten werden nicht ausreichend behandelt, präventive Maßnahmen zu selten eingesetzt, und Rehabilitationspotenziale bleiben ungenutzt. Gleichzeitig verstärkt Ageism die Tendenz, ältere Menschen als homogene Gruppe zu betrachten, anstatt individuelle Bedürfnisse, Ressourcen und Lebensentwürfe in die Versorgung einzubeziehen. Insgesamt trägt Ageism dazu bei, dass ältere Menschen weniger Chancen auf Teilhabe, Gesundheit und Selbstbestimmung haben. Er beeinflusst nicht nur das Selbstbild, sondern auch die Art und Weise, wie Gesellschaft und Gesundheitssystem auf die Herausforderungen einer alternden Bevölkerung reagieren. Altersdiskriminierung zu überwinden, erfordert daher sowohl ein Umdenken im professionellen Handeln als auch gesamtgesellschaftliche Strategien, die das Alter nicht als Defizit, sondern als vielfältige Lebensphase begreifen.

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